Rückkehr an den Arbeitsplatz

13. Mai 2020 | Kommentar(e) |

Nicolas Caloz

Was wäre, wenn Entgegenkommen für die Unternehmen der Schlüssel für eine gelungene Rückkehr an den Arbeitsplatz ist? Für viele ist die Rückkehr ins Büro nicht die Rückkehr in den “Alltag“. Sowohl Arbeitgeber als auch Arbeitnehmer stellen sich die Frage, ob sie zur Arbeitssituation, die vor der Epidemie als „normal“ galt, zurückkehren möchten. Zwei Spezialisten der Gesundheitsförderung in Unternehmen haben Ideen, damit die Wiederaufnahme ohne Nebengeräusche gelingt.

Die grossen Herausforderungen der Rückkehr

Seit mehreren Wochen erscheinen Artikel, Blogs, Interviews und Empfehlungen der Behörden mit Tipps und Tricks bezüglich zu Social Distancing, Arbeiten zuhause und ähnlichen Themen. Am Ende gilt aber: Jedes Unternehmen muss seine eigene Lösung finden, wie es mit der neuen Situation umgeht. Wir haben die beiden Spezialisten in betrieblicher Gesundheitsförderung Lise Grangier (Groupe Mutuel) und Olivier Girard (Erg’OH Conseil) dazu befragt. Beide schlagen vor, dass man die Mitarbeitenden mit Entgegenkommen begrüsst.

Lise, weshalb haben Sie das Thema Entgegenkommen ausgewählt?

Entgegenkommen ist seit jeher ein wichtiger Wert bei der Groupe Mutuel. Er wird bei vielen Gelegenheiten als Beispiel gebraucht und verliert dadurch zum Teil ein bisschen an Wert. Wir wollten aufzeigen, wie sich in dieser aussergewöhnlichen Zeit das Entgegenkommen zeigen und es die Rückkehr an den Arbeitsplatz vereinfachen kann. Bei unserer Ausbildung für direkte Vorgesetzte zum Thema «Leistungsstarke Präsenz» behandeln wir dieses Thema ebenfalls.

Olivier, wer muss Entgegenkommen beweisen?

Alle. An erster Stelle müssen Vorgesetzte das Entgegenkommen sich selbst zugestehen. Man spricht nicht viel davon, aber es gibt ein Phänomen, das besonders Chefs betrifft und sich auf ihre Gesundheit auswirkt: die Einsamkeit. Egal, ob Chef eines kleinen KMUs oder eines grossen Unternehmens: Sie sind alleine für die Entscheidungen verantwortlich. Die Mitarbeitenden damit zu beauftragen ist nicht unbedingt eine gute Idee. Aus diesem Grund müssen die Vorgesetzten sich untereinander entgegenkommen. Wenn man sich die Zeit nimmt, um sich mit anderen Führungspersonen auszutauschen, hilft dies, ein Netz der Solidarität zu weben und gemeinsam die Probleme zu besprechen.

Lise, wie sollte Entgegenkommen innerhalb des Unternehmens organisiert werden?

Zuerst muss man den Grund verstehen. Stress entsteht aus einem Ungleichgewicht des Arbeitsaufwands und der zur Verfügung stehenden Ressourcen. In dieser speziellen Zeit muss alles dafür getan werden, um unnötige Arbeiten zu reduzieren. Aber man muss unbedingt auf die soziale Unterstützung zählen können. Diese kann von Ihrem Manager kommen, aber genauso von Ihren Arbeitskollegen oder von Ihrer Familie. Das Entgegenkommen im Unternehmen muss sich in allen Bereichen zeigen. Ich denke besonders an zwei: Zum einen sollte jeder Mitarbeitende bei der Rückkehr von seinem Vorgesetzen begrüsst und begleitet werden. Der Vorgesetze soll sich in Ruhe mit dem Mitarbeitenden über Neuigkeiten austauschen, ihm aktiv zuhören und ihn nach seinem Befinden fragen. Dies soll das Engagement des Mitarbeitenden fördern und zwar nicht nur hinsichtlich der Resultate, sondern auch für die Bereitstellung der Materialien, damit die Rückkehr ein Erfolg wird. Zum anderen soll Raum für das Entgegenkommen unter den Mitarbeitenden geschaffen werden: Eine Viertelstunde Kaffeepause im Team ist momentan keine verlorene Zeit.

Olivier, kann man sich soziale Unterstützung auch ausserhalb des Unternehmens holen?

Man kann nicht nur, man sollte auch! Es ist einzig zu bedenken, dass der Arbeitgeber nicht für die ausserberuflichen Beziehungen der Mitarbeitenden verantwortlich ist. Andererseits liegt es in seinem Interesse ein Arbeitsumfeld zu schaffen, das nicht zu einer Quelle von Konflikten am Arbeitsplatz wird. Ein Barometer in Frankreich hat gemessen, dass Mitarbeitende, die von zuhause aus arbeiten, mehr psychisches Leid empfinden, wenn sie Kinder haben. Da der Erholungsplan für Unternehmen nicht unbedingt mit dem der Schulen übereinstimmt, liegt es im Interesse der Unternehmen, ihren Mitarbeitenden die Möglichkeit zu geben, mit all ihrer Energie und ihrem Engagement bei der Arbeit zu sein. Für einige weitere Monate empfehle ich unter anderem, in Bezug auf Arbeitszeiten und Homeoffice flexibel zu sein, die Bürokratie abzubauen und der mündlichen Kommunikation (Telefon, Videokonferenzen) gegenüber der E-Mail den Vorzug zu geben (mühsamer, langsamer, weniger klar und weniger gutes Vehikel für Emotionen).

Zusammenfassung

Es ist unerlässlich, sich während der Rückkehr um den Empfang seiner Mitarbeitenden zu kümmern. Es ist auch wichtig, den Austausch zwischen Kollegen zu fördern, um die unterschiedlichen Erfahrungen, die in dieser Krisenzeit gemacht wurden, zu teilen. Schliesslich muss das Familienumfeld des Mitarbeitenden berücksichtigt werden, um auf eventuelle organisatorische Probleme bestmöglich reagieren zu können. Durch diese drei Achsen – vertikal, horizontal und familiär – wird die Rückkehr sowohl für das Management als auch für die Mitarbeitenden optimal sein.

Eine ausgezeichnete Rückkehr für alle und willkommen zurück an Ihrem Arbeitsplatz!

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