Zusammenhang zwischen Muskel-Skelett-Erkrankungen und psychosozialen Risiken
20. Juni 2023 | Kommentar(e) |
Claire Bauduin
Im Bereich der Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz werden Muskel-Skelett-Erkrankungen (MSE) und psychische Gesundheitsprobleme (z. B. Stress, Angst und Depression) traditionell getrennt behandelt. Biomechanische Risikofaktoren spielen bei der Entstehung von MSE eine wichtige Rolle, aber auch psychosoziale Risiken (PSR) können einen erheblichen Anteil bei der Entstehung dieser Erkrankungen haben.
Was sind MSE?
MSE sind Erkrankungen des weichen Gewebes um die Gelenke herum (Sehnen, Muskeln, Nerven, Schleimbeutel etc.). Das Risiko von MSE steigt mit der Intensität, Dauer und Häufigkeit der Exposition gegenüber biomechanischen Belastungen (z. B. beim Heben von Lasten, bei extremem Bewegungsradius, wiederholten Bewegungen und statischen Positionen).
Was sind PSR?
Das Seco beschreibt psychosoziale Risiken als Risiken für Gesundheitsbeeinträchtigungen wie Stress, Burnout und Verletzungen der persönlichen Integrität. Sie entstehen durch unzulängliche Arbeitsgestaltung und -organisation sowie durch ein ungünstiges soziales Umfeld am Arbeitsplatz.
Welche Zusammenhänge bestehen zwischen MSE und PSR?
Diverse wissenschaftliche Studien haben gezeigt, dass psychische Belastungen zur Entstehung verschiedener Arten von MSE beitragen. Es gibt mehrere Arten von Abhängigkeiten:
- Einige psychosoziale Faktoren, zum Beispiel quantitative Anforderungen (Intensivierung der Arbeit und Zeitdruck), können sich direkt auf die Arbeitsbelastung auswirken und so zu Muskel-Skelett-Erkrankungen führen.
- Psychische Überlastung trägt zu MSE bei, indem sie die Muskelaktivität und die Muskelkontraktionen erhöht und somit die Muskelbeanspruchung verstärkt.
- Psychische Belastung kann sich auch auf die Wahrnehmung und das Auftreten von Schmerzen auswirken.
[Längsschnittstudien, die Zusammenhänge nachweisen: Hauke et al., 2011; Nahit et al., 2003; Viikari-Juntura, 2001; Macfarlane et al., 2000; Leclerc et al., 1999; Leino und Magni, 1993; Mäkelä et al., 1991]
Umgekehrt könnte die Tatsache, dass Arbeitnehmer Schmerzen haben, zu psychischer Belastung führen.
So wird postuliert, dass das Vorliegen bestimmter psychosozialer Risikofaktoren wie mangelnde Autonomie bei der Arbeit, geringe Unterstützung durch Arbeitskollegen oder Vorgesetzte oder Zeitdruck das Vorhandensein biomechanischer Belastungen verstärken könnten. Die Möglichkeit, das Arbeitstempo zu kontrollieren oder die Unterstützung von Kollegen zu erhalten, kann beispielsweise dabei helfen, biomechanische Belastungen zu reduzieren.
Was kann man tun, um das Auftreten von MSE und PSR zu verringern, da sie ja miteinander verbunden sind?
Aufgrund des engen Zusammenhangs zwischen MSE und PSR wird empfohlen, eine kombinierte Präventionsstrategie zu erarbeiten. Es hat sich gezeigt, dass ein solcher Ansatz am effektivsten ist, wenn er in Zusammenarbeit mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern entwickelt wird. Im Hinblick auf die Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz muss eine auf das Unternehmen abgestimmte Methode entwickelt werden. Im Folgenden finden Sie ein Beispiel für Schritte, die mit der Unterstützung von Fachpersonen für Gesundheit am Arbeitsplatz (Ergonomen und Arbeitspsychologen) im Unternehmen umgesetzt werden können:
- Bestandsaufnahme (Vorbesichtigung des Unternehmens, Fragebogen zur Bewertung von Risikofaktoren)
- Arbeitsanalyse (Beobachtung der tatsächlichen Arbeit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Gruppen- und/oder Einzelgespräche mit Führungskräften und Mitarbeitenden, anschliessend Zusammenfassung der Daten)
- Ermittlung und Priorisierung von Präventionsmassnahmen (Arbeitsgruppen mit Führungskräften und Mitarbeitenden)
- Präsentation der Ergebnisse vor der Geschäftsleitung und allen Mitarbeitenden
- Überprüfung der Umsetzung der Massnahmen mit dem Ziel, sie dauerhaft zu etablieren
Was sind die Vorteile eines solchen Vorgehens?
Die Vorteile sind vielfältig:
- Weniger Gelenkschäden, psychische Erkrankungen und Arbeitsunfälle
- Motivierteres und engagierteres Personal
- Weniger Fehlzeiten und damit verbundene Kosten
- Stärkung des Unternehmensimage
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