Projekt: Verschreibung von Benzodiazepinen bei älteren Menschen

Benzodiazepine sind Medikamente aus der Sparte der Beruhigungs- und Schlafmittel und können schwere Nebenwirkungen haben. Im Rahmen einer wissenschaftlichen Studie haben die Unisanté Lausanne und die Groupe Mutuel die Verschreibungsraten bei älteren Menschen untersucht. Erfahren Sie mehr über die Ergebnisse dieser Studie.

  • Ziel: Analyse der Verschreibungsrate von Benzodiazepinen bei älteren Menschen
  • Partner: Universitätszentrum für Allgemeinmedizin und Gesundheitswesen Lausanne (Unisanté)
  • Zeitraum: 2019–2020

Zusammenfassung

Benzodiazepine sind in die Sparte der Beruhigungs- und Schlafmittel einzuordnen. Falls Benzodiazepine verschrieben werden, ist es wichtig, die Behandlungsrichtlinien für diese Medikamente einzuhalten. Laut dem BAG sollten Benzodiazepine nicht länger als zwei bis vier Wochen eingenommen werden, da sich bei einer längeren Einnahme eine Abhängigkeit entwickeln kann. Ausserdem ist bewiesen, dass sich das Risiko für Stürze oder Unfälle bei Einnahme von Beruhigungs- und Schlafmitteln verdoppelt.

Das Swiss Medical Board* hat eine Studie über die Verschreibung von Schlafmitteln mit dem Wirkstoff Benzodiazepin bei älteren Menschen in der Schweiz in Auftrag gegeben und finanziert, um die therapeutische Angemessenheit der Benzodiazepinverschreibung in der Schweiz zu analysieren. Die Studie wurde vom Lausanner Universitätszentrum für Allgemeinmedizin und öffentliche Gesundheit (Unisanté) in Zusammenarbeit mit der Groupe Mutuel durchgeführt.

Die Studie zeigte auf der Grundlage anonymisierter Daten aus Rechnungen der Groupe Mutuel aus dem Jahr 2017 Folgendes:

  • Die Verschreibungsrate von Benzodiazepinen ist bei älteren Personen hochBei rund 20% der Versicherten über 65 Jahre wurde 2017 mindestens einmal Benzodiazepin verschrieben.
  • Mit steigendem Alter nimmt die Verschreibungsrate zu (65–69 Jahre: 15,9%, 70–74 Jahre: 18,4%,
    75–80 Jahre: 22,5%) und erreicht bei der Gruppe der Ältesten (≥80 Jahre) 25,8%.
  • Potenziell inadäquate Verschreibungen: Bei 80% der Versicherten mit mindestens einer Benzodiazepinverschreibung dauerte die Behandlung länger als zwei Wochen. Wie erwähnt sollten diese Medikamente jedoch nicht über einen bestimmten Zeitraum hinaus eingenommen werden.
  • Die Wahrscheinlichkeit, aus irgendeinem Grund oder wegen eines Traumas ins Spital eingeliefert zu werden, war bei Personen mit mindestens einer Benzodiazepinverschreibung höher als bei Personen ohne eine solche Verschreibung.
  • Die Personen mit mindestens einer Benzodiazepinverschreibung hatten 70% höhere Gesundheitsausgaben als jene ohne eine solche Verschreibung.
  • Die Verschreibungsraten von Benzodiazepinen variierten 2017 signifikant zwischen den untersuchten Kantonen, wobei sie in den Westschweizer Kantonen höher als in den Deutschschweizer Kantonen waren.

Die Studie hat also gezeigt, dass weitere Anstrengungen nötig sind, um für eine bessere Sensibilisierung hinsichtlich der übermässigen oder unangemessenen Einnahme von Benzodiazepinen zu sorgen. Die Schweizerische Fachgesellschaft für Geriatrie hat die Anwendung von Benzodiazepinen im Rahmen der Kampagne «smarter medicine» bereits 2017 in die Top-5-Liste der zu vermeidenden Behandlungen aufgenommen. Bei älteren Menschen sollten Benzodiazepine oder andere sedativ-hypnotische Arzneimittel nicht als Therapie der ersten Wahl gegen Schlaflosigkeit, Unruhezustände oder Verwirrtheit eingesetzt werden, lautet die Empfehlung.

* Bis zur Einstellung seiner Tätigkeit im Jahr 2022 war das Swiss Medical Board (SMB) ein führendes Schweizer Kompetenzzentrum für Health Technology Assessment (HTA). Unter HTA versteht man die systematische Bewertung der Eigenschaften, Wirkungen und/oder Folgen medizinischer Technologien und Interventionen.

Groupe Mutuel

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