Verlassen Sie Ihre Komfortzone, pflegen Sie Ihre Beziehung
29. Juni 2021 | Kommentar(e) |
Jean-Christophe Aeschlimann
«Selbstliebe ist sehr wichtig», sagte Annie De Falcis in der letzten Ausgabe des GMmag. In diesem Blog spricht die Paar- und Familienmediatorin über Themen wie Sexualität, Missbrauch, soziale Netzwerke und den vorherrschenden Narzissmus. Wie gehen wir mit Konflikten in unseren Beziehung um, schweisst es uns zusammen, auch wenn wir uns jeden Tag sehen? In der heutigen Zeit sind Paare mehr denn je gefordert. Annie gibt Ihnen ein paar Tipps.
Was beobachten Sie in Ihrer Praxis als Sexualvermittlerin?
Ich würde sagen, vielleicht der Verlust der Lust. Für viele Männer hat der Sex mit ihrer Partnerin nicht mehr den gleichen Stellenwert wie früher. Bei Frauen kann das mangelnde Interesse an Sex mit sexuellem Missbrauch zusammenhängen. In manchen Fällen wird das Trauma wieder erweckt, wenn ihr Kind in das Alter kommt, in dem sie Missbrauch oder Inzest erlebt haben.
Manchmal ist die Ursache Teil eines Familiengeheimnisses, das die Grossmutter, einen Onkel oder irgendjemanden in der Familie betreffen kann. Das zieht sich teils sogar über mehrere vorausgehende Generationen hinweg.
Soziale Netzwerke, Fotos – wir leben in einer Zeit des Narzissmus, oder?
Ja, aber ich würde sagen, dass der Narzissmus am schädlichsten für diejenigen ist, die sich selbst nicht lieben. Wenn Sie sich selbst lieben und respektieren, werden Sie sich vom Narzissmus anderer nicht beeinflussen lassen.
Emotionen wie Eifersucht und Neid können Sie durchströmen. Das Wichtigste ist aber, dass Sie sie im Laufe der Zeit loslassen und nicht zulassen, dass negative Emotionen Ihr Leben dominieren.
All you need is love, ein Gespräch mit Annie de Falcis
Es gibt auch Paare, die aus Gewohnheit zusammenbleiben...
Ja, und warum nicht, es gibt da kein Richtig oder Falsch. Aber wenn Sie sich selbst nicht lieben, bleiben Sie in einer Beziehung, die Sie unglücklich macht. Dadurch enden viele in einer Opferrolle. Diese Art von Situation dauert manchmal so lange, bis etwas ganz Mächtiges daherkommt und einen aufrüttelt. Es könnte ein Jobverlust sein oder ein anderes, unerwartetes Ereignis. Das Leben will Ihnen damit zeigen, dass Sie etwas dagegen tun können, dass Sie sich selbst in Frage stellen müssen. Das ist es, was wir heute mit diesem Virus erleben. Das Leben lehrt uns eine Lektion.
Sich jeden Tag zu sehen, wenn man in einer Beziehung ist, ist immer noch eine grosse Herausforderung. Weil Geheimnisse oder Distanz auch Teil der Anziehung sind...
Aber auch Liebe kann genährt werden. Wir können Rollenspiele machen, Gewohnheiten ändern und kreativ sein. Das Wichtigste ist, dass man aus dem Alltäglichen ausbricht. Verlassen Sie Ihre Komfortzone. Zum Beispiel:
- Wenn Sie es gewohnt sind, ständig in Restaurants zu gehen, gehen Sie stattdessen in der Natur spazieren und machen Sie ein Picknick.
- Wenn Sie bisher nicht selbst kochen, beginnen Sie damit.
Machen Sie es anders. Und Sie werden sehen, dass Sie mit sehr wenig glücklich sein können.
Wenn zwei Menschen aufeinander treffen, ist ein Konflikt immer möglich. Wir müssen lernen, damit umzugehen. Das bedeutet, den Konflikt anzunehmen, wenn er auftritt. Wir müssen ihn als Geschenk ansehen, der uns erlaubt, zu wachsen.
Konflikte sind eines der emotionalen Probleme eines Paares. Um Streit zu vermeiden, schweigen wir oft, weichen aus oder vermeiden ihn. Je mehr wir versuchen, Konflikte zu vermeiden, desto mehr riskieren wir, sie zu erzeugen, da wir anziehen, was wir fürchten.