Birke, Erdnüsse und Katzenhaare – ein einziger Kampf
16. April 2020 | Kommentar(e) |
Gilles Tornay
Laufende oder juckende Nase, brennende oder tränende Augen, Niesen, Asthma, Nesselsucht, geschwollene Lippen oder anaphylaktischer Schock – fühlst du dich angesprochen? Dann reagierst du möglicherweise allergisch auf ein Nahrungsmittel oder auf ein Allergen in deiner direkten Umgebung. Vielleicht auf die Katze, den Hund oder dein Frettchen, die Erdnüsse zum Apéritif oder doch die verflixte Birke in Nachbars Garten? Übersicht über Ursachen und Abhilfe bei Allergien, die rund 30% der Schweizerinnen und Schweizer nicht selten massiv beeinträchtigen.
Allergie oder Intoleranz?
Zunächst einmal lassen wir die Kirche im Dorf oder den Pollen auf dem Blütenstempel (ganz wie man möchte). Intoleranz und Allergie werden oft verwechselt.
Eine Allergie erzeugt eine Reaktion des Immunsystems. Ob es sich nun um Erdnüsse, Katzenhaare oder ein Pollenkorn handelt, der Eindringling, egal wie klein (ein Pollenkorn hat den Durchmesser eines Haares), alarmiert das Immunsystem. Dieses reagiert daraufhin mit Selbstverteidigung. Genau diese Reaktion provoziert die zuvor beschriebenen Symptome.
Bei einer Intoleranz hingegen hat der Magen-Darm-Trakt Mühe, bestimmte Nahrungsmittel zu verdauen. Abgesehen von Symptomen, die mit den Verdauungsbeschwerden einhergehen, wird keine Reaktion des Immunsystems hervorgerufen.
Menschen mit einer Nahrungsmittelintoleranz werden oft von schmerzhaften Blähungen geplagt. Nimmt ein Allergiker eine grosse Menge eines Allergens zu sich, riskiert er unter Umständen einen akuten anaphylaktischen Schock, der lebensbedrohlich sein kann.
Ursachen und Abhilfe
Warum leidet man an Allergien oder an einer Intoleranz? Es überrascht nicht, dass die Ursachen dafür äusserst zahlreich und vielfältig sind. Die zweite GMmag-Ausgabe 2020 zeigt einige Anhaltspunkte für mögliche Ursachen auf. Abhilfe kann sowohl simpel als auch wirksam sein. Ein Nahrungsmittel, das Symptome verursacht, streicht man am besten vom Speiseplan. Das ist sehr effektiv, auch wenn die Umsetzung mitunter kompliziert ist. Hoffentlich ist es nicht die Lieblingsspeise oder kommt in vielen Zusammensetzungen vor.
Was den Kater angeht, der darf gerne bleiben, sofern man sich einer Hyposensibilisierung gegen Katzenhaare – genauer gesagt, gegen die lebenden Milben auf den Katzenhaaren – unterzieht. Diese Behandlung verringert oder verhindert Reaktionen auf das Allergen. Bei Pflanzen hat sich die Einnahme von Antihistaminika bis heute am besten bewährt, um die unangenehmen Auswirkungen von Pollen zu mildern. Allerdings gibt es noch keine nachhaltigen Therapien.
Wichtig ist, im Zweifelsfall den Arzt oder Apotheker aufzusuchen, bevor man ganz auf ein Nahrungsmittel verzichtet, oder wenn neue Medikamente benötigt werden.
In Zahlen
- Eine Blütenähre weist rund 4 Millionen Pollenpartikel auf.
- Pollen von Nadelbäumen (Zeder, Eibe, Tanne usw.) lösen keine Allergien aus.
- Lediglich fünf Nahrungsmittel sind für mehr als 80% der Lebensmittelallergien verantwortlich.
- Bei der Schweizer Bevölkerung verursacht Sellerie die meisten allergischen Reaktionen.
- 1% der Schweizerinnen und Schweizer sind von Glutenintoleranz betroffen, auch Zöliakie genannt. Diese Erkrankung ist genetisch bedingt und daher erblich.
- 8% der Bevölkerung in unserem Land sind laktoseintolerant.
- Laktoseintoleranz betrifft 7 bis 20% der Bewohner des Kaukasus und bis zu 90% der Bevölkerung in Asien und Amerika.
- 30 bis 40% der Allergiker leiden an Kreuzallergien (Atemwegs- und Nahrungsmittelallergie).