Endometriose: Arbeit und Umfeld
23. April 2024 | Kommentar(e) |
Lisa Flückiger
Patricia Corona hat vor vier Jahren erfahren, dass sie an Endometriose leidet. Wie die Krankheit bei ihr erkannt wurde und wie sie gelernt hat damit umzugehen, hat sie uns in einem Video-Beitrag erzählt. Heute sprechen wir mit ihr über die Schwierigkeiten bei der Arbeit und mit ihrem Umfeld.
Groupe Mutuel: Patricia, wie hat sich die Endometriose bei dir geäussert?
Patricia Corona: Ich hatte eher atypische Symptome, die niemand richtig zuordnen konnte. Ich hatte Rückenschmerzen, habe dies aber auf meine Grösse zurückgeführt. PMS war damals noch gar kein Thema und die Schmerzen beim Sex habe ich irgendwann akzeptiert. Es kam nie jemand auf die Idee, dass ich Endometriose haben könnte.
Wie hast du dich dabei gefühlt?
Ich war oft müde und mein Umfeld hatte dafür wenig Verständnis. Ich war ja noch jung, wieso war ich schon wieder müde oder konnte nicht helfen? Dabei wusste ich selbst nicht, was los war, und habe irgendwann einfach geglaubt, dass ich halt nicht normal sei.
Patricia: «Mein Umfeld, besonders bei der Arbeit, hatte wenig Verständnis für meine Schmerzen»
Das war bei der Arbeit bestimmt nicht immer einfach. Wie haben deine Kollegen reagiert?
Wenn ich Unterleibsschmerzen hatte, hiess es oft: «Das ist normal, das haben wir alle auch.»
Allgemein wenn ein Schmerzschub kommt, ist es in der Geschäftswelt nicht immer so einfach. Ich kann mich ja nicht jederzeit einfach hinlegen. Auch nach meiner Operation war das Unverständnis gross, wieso es mir nicht einfach wieder gut geht.
Patricia Corona im Interview
Video-Interview
Mit der Diagnose Endometriose hast du auch gelernt auf dich selbst zu hören. Was hast du bezüglich Arbeit unternommen?
Ich habe sehr viele Dinge in meinem Leben verändert, wie Ernährung, Sport, usw. und ich habe auch die Stelle gewechselt und mein Pensum auf 80 Prozent reduziert. Ich weiss nun, dass mir Stress nicht guttut und ich mehr Erholung brauche.
Welche Änderungen würdest du dir in der Arbeitswelt wünschen?
Mehr Rückzugsmöglichkeiten im Alltag, wenn die Schmerzen kommen. Und vor allem auch mehr Verständnis. Wir wollen kein Mitleid, aber wir brauchen Verständnis und eine offene Gesprächskultur.
Und von deinem Umfeld?
Man sollte die Menschen annehmen, wie sie sind. Ein Auffangnetz zu haben, ist sehr wichtig. Mit den Leuten, die mich verletzt haben und mir nicht geglaubt haben, habe ich heute keinen Kontakt mehr.
Was hast du sonst noch gelernt?
Ich habe viel mit mir selbst gearbeitet. Heute höre ich auf meinen Körper und gebe ihm den Raum, den er benötigt. Ich bin nicht mehr auf mich selbst wütend, wenn ich müde bin, sondern kann das akzeptieren.