Zu geringe Durchimpfungsrate gegen Grippe in der Schweiz

24. Januar 2024 | Kommentar(e) |

Geneviève Aguirre-Jan

Die saisonale Grippe ist ein Problem für die öffentliche Gesundheit, insbesondere für Risikopatientinnen und -patienten. Deshalb ist die Durchimpfungsrate bei dieser Bevölkerungsgruppe von entscheidender Bedeutung und muss so genau wie möglich erfasst werden können.

Die Daten der Krankenversicherer können dazu beitragen, eine realistische Durchimpfungsrate bei Risikopatienten zu ermitteln und Faktoren zu identifizieren, die die Durchimpfungsrate beeinflussen können (assoziierte Faktoren). Dies zeigt die Studie «Influenza vaccination uptake at-risk patients in Switzerland – The potential of national claims data for surveillance», die vom Institut für Hausarztmedizin der Universität Zürich in Zusammenarbeit mit der Groupe Mutuel durchgeführt wurde.

330 000 Arztbesuche et 5 000 Hospitalisierungen

Die Grippe verursacht in der Schweiz jedes Jahr rund 330 000 Arztbesuche und bis zu 5 000 Hospitalisierungen. Sie wird vom BAG mithilfe von zwei Meldeprogrammen jährlich statistisch überwacht. Eines dieser Programme ist für Labors vorgesehen und obligatorisch. Das andere, fakultativ, ist für Hausärzte bestimmt.

Die Impfrate wird vom BAG auf der Grundlage von Bevölkerungsumfragen geschätzt. Diese Umfragen zeigen, dass die Impfrate bei den Risikogruppen der Bevölkerung nur 35 Prozent beträgt. Da diese Zahl jedoch auf einer Selbstdeklaration der Befragten beruht, kann sie zu hoch angesetzt sein.

In der Studie «Influenza vaccination uptake at-risk patients in Switzerland – The potential of national claims data for surveillance» wird basierend auf anonymisierten Daten der Groupe Mutuel die Grippeimpfrate von Risikopatienten ermittelt. Bei Risikopatienten handelt es sich um Personen, die mindestens 65 Jahre alt sind oder seit ihrem 18. Lebensjahr an Mehrfacherkrankungen leiden. Die Studie zeigt auch einige assoziierte Faktoren auf, die die Impfrate erklären und sogar beeinflussen können.

Der Impfstatus von 214 668 Personen dieser Risikogruppen wurde über die Grippesaisons 2015/2016 – 2016/2017 – 2017/2018 analysiert.

Insgesamt niedrige Impfraten

Es zeigten sich unter allen analysierten Personen Impfraten von nur 19 Prozent, was im Vergleich zu der WHO empfohlenen Durchimpfungsrate von 75 (75 Prozent) für diese Risikogruppen niedrig ist. Die Impfrate variiert je nach Patientenkategorie:

Assoziierte Faktoren

Die Studie ergab, dass Personen, die ihre behandelnden Ärzte häufig (mehr als zehnmal pro Jahr) aufsuchten, sowie Personen mit Lungenerkrankungen mit höheren Durchimpfungsraten in Verbindung gebracht werden. Auch Personen in Pflegeheimen weisen je nach Jahreszeit eine höhere Impfrate zwischen 38,4 und 41,1 Prozent auf.

Umgekehrt werden bei Personen mit einer Krankenversicherung mit hoher Franchise niedrigere Durchimpfungsraten beobachtet.

Finden Sie nicht auch, dass die Studie spannende Ergebnisse geliefert hat? Diese müssen jedoch mit Vorsicht interpretiert werden. Denn die Studie hat, wie jede Studie, ihre Grenzen. Welche sind das? Die Datenbank enthält keine Informationen über Impfungen, die am Arbeitsplatz (und vom Arbeitgeber bezahlt) oder in Apotheken (und direkt von den Personen bezahlt) durchgeführt wurden, sowie über Impfungen von Versicherten, die ihre Rechnung nicht an die Versicherung geschickt haben (weil sie ihre Franchise noch nicht erreicht hatten). Die hier ermittelte Impfrate könnte folglich zu niedrig angesetzt sein.

Fazit

Die Studie kommt zu zwei Feststellungen:

  • Die Durchimpfungsrate bei Risikopersonen liegt weit unter den von der WHO abgegebenen Empfehlungen.
  • Die Überwachungsdaten des BAG können mit Krankenversicherungsdaten ergänzt werden, da diese gewisse assoziierte Faktoren hervorheben, wodurch gezielte Massnahmen zur Förderung der Impfung geplant werden können.

Die wichtigste Massnahme zur Förderung der Impfung bei Hochrisikopatientinnen und -patienten bleibt jedoch, an die Vorteile der Impfung hinsichtlich des verringerten Ansteckungsrisikos und der geringeren Komplikationsgefahr zu erinnern.  

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Generalsekretariat, Bereich Gesetzgebung

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