Vorschläge der Groupe Mutuel zur Dämpfung der Gesundheitskosten

06. November 2024 | Kommentar(e) |

Benoît Michellod

Wie alle Jugendlichen in ihrem Alter ist meine Tochter aktiv auf den sozialen Medien. Sie verfolgt auch die Posts der Groupe Mutuel (auf meine Empfehlung hin). Letzte Woche befragte sie mich zu unseren beiden kürzlich erschienenen Blogs zum Thema Kostendämpfung im Gesundheitswesen. Sie sagte mir, dass es zwar interessant sei, die Kostendämpfung zu thematisieren, aber noch interessanter wäre es, konkrete Massnahmen vorzuschlagen!

Sag mal Papa, welche Massnahmen werden von der Groupe Mutuel konkret vorgeschlagen, um die Kosten im Gesundheitswesen zu dämpfen?

Für die Groupe Mutuel müsste man an mehreren Achsen arbeiten, um das angestrebte Ziel zu erreichen. Wir sind zum Beispiel der Meinung, dass die Spitalplanung auf regionaler und nicht mehr auf kantonaler Ebene erfolgen sollte. Es sollte auch an den Medikamentenpreisen und dem Zugang zum Gesundheitssystem gearbeitet werden. Darüber hinaus sollten Ansätze von Value Base Health Care entwickelt und verallgemeinert werden, die Kostenbeteiligung angepasst und der Umfang des Leistungskatalogs diskutiert werden. Zudem muss auch die Digitalisierung des Gesundheitssystems gefördert und die Prävention unterstützt werden.

Was ist Value Base Health Care?

Die Vergütung basiert derzeit auf der Menge der erbrachten Leistungen. Folglich haben die Leistungserbringer keinen Anreiz, optimal (effiziente Nutzung der Ressourcen unter Berücksichtigung des Wertes für die Patienten), sondern maximal (Erbringung aller möglichen Leistungen) zu praktizieren.

Das Ziel von Value Base Health Care ist es, diesen Ansatz zu ändern. So sollen sich die Vergütungssysteme dahingehend entwickeln, dass sie die Qualität und nicht die Quantität der erbrachten Leistungen belohnen. Es geht darum, die Wirkung für unsere Kunden zu optimieren, durch einen Ansatz, der auf dem Nutzen, der Qualität und dem Mehrwert der erbrachten Leistungen basiert.

Warum könnte eine interkantonale Planung die Kosten begrenzen?

Zunächst einmal entfällt auf den Bereich der stationären Pflege ein grosser Teil der Kosten zu Lasten der OKP. So führt selbst ein kleiner Effekt zu Kostensenkungen in Millionenhöhe. Zum anderen ist es für einen Kanton sehr schwierig, sein Spitalangebot zu reduzieren. Denn Spitäler sind wichtige Arbeitgeber und bringen Prestige mit sich. Für die Bürger ist das Spitalangebot grundsätzlich wichtiger als die damit verbundenen finanziellen Schwierigkeiten. Daher hat die Schweiz eine der höchsten Spitaldichten in Europa. 99,8% der Schweizer Bevölkerung können beispielsweise ein Spital in weniger als 30 Minuten erreichen.

Eine Regionalisierung würde eine rationalere Entscheidungsfindung zugunsten der Qualität ermöglichen. Im Jahr 2018 erreichten nur 46 % der Spitäler die erforderliche Mindestfallzahl. Daher ist eine gewisse Konzentration erforderlich, um Kompetenzzentren zu entwickeln und über die notwendige Routine zu verfügen.

Was schlägt ihr in Bezug auf die Arzneimittelpreise vor?

Entsprechende Massnahmen wurden bereits vor kurzem vom Bundesrat ergriffen. Darüber hinaus will das Parlament das KVG zugunsten von Preismodellen (Rückerstattung eines bestimmten Betrags durch die Pharmaunternehmen) und vorläufigen Preisen ändern.

Für die Groupe Mutuel sind noch weitere Massnahmen notwendig. Beispielsweise sollte endlich die Rückerstattung von im Ausland gekauften Medikamenten ermöglicht werden, sofern sie in der Schweiz verschrieben werden und die Preise im Ausland unter den Schweizer Tarifen liegen. Darüber hinaus sollte ein Referenzpreismodell eingeführt werden. Es würde ermöglichen, die Finanzierung durch die OKP auf das günstigste Medikament in jeder Referenzgruppe zu beschränken.

Warum sollte die Beteiligung an den Kosten angepasst werden?

Die letzte Änderung der Franchisebeträge liegt schon einige Jahre zurück (2004 für die ordentliche Franchise und 2005 für die wählbaren Franchisen). Um dem seitherigen Kostenanstieg Rechnung zu tragen, müsste auch die Selbstbeteiligung der Versicherten angepasst werden. Es sollte nämlich das gleiche Verhältnis zwischen der ordentlichen Franchise und den Bruttokosten pro Person beibehalten werden wie bei der Einführung des KVG. Die Franchise spielt nämlich eine dämpfende Rolle bei der Inanspruchnahme von Gesundheitsleistungen.

Bist du nicht der Meinung, dass die Leistungen zu Lasten der OKP begrenzt werden sollten?

Ja, in der Tat. Der Leistungskatalog ist derzeit sehr umfangreich. Wenn man die Entwicklung des relativen Anteils der einzelnen Beitragszahler an den Gesundheitskosten zwischen 2000 und 2020 analysiert, stellt man fest, dass der Anteil der OKP von 32% auf 38% gestiegen ist. Somit wird immer mehr Gesundheitsversorgung von der OKP finanziert, was die Prämienentwicklung teilweise erklärt. Es wäre daher angebracht, die übernommenen Leistungen zu bewerten.

Diese Arbeit ist schwierig, da es keine erschöpfende Liste der übernommenen Leistungen gibt, sondern das Vertrauensprinzip gilt. Darüber hinaus ist das Thema sehr emotional und ethisch, da es sich direkt auf die Pflege einiger Patienten auswirkt.

Was müsste unternommen werden, damit diese Vorschläge in Kraft treten können?

Insgesamt muss der Dialog zwischen den verschiedenen Akteuren des Systems verstärkt werden. So plädiert die Groupe Mutuel für die Schaffung einer Taske Force, die effiziente, interessante und notwendige Massnahmen rasch beschliessen und umsetzen soll. Nur wenn alle ihren Beitrag leisten, können die Kosten zulasten der OKP mittelfristig begrenzt werden.

Benoît Michellod

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Benoît Michellod

Generalsekretariat, Bereich Gesetzgebung

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