Brennpunkt Kosten

10. Januar 2020 | Kommentar(e) |

Gilles Tornay

Brigitte Rorive-Feytmans ist Finanzdirektorin und Direktionsmitglied des Universitätsspitals Genf (HUG). Sie schlägt Alarm hinsichtlich Gesundheitskosten und Verwaltung der medizinischen Versorgung in unserem Land. Allein das Budget 2020 des HUG beträgt mehr als 2 Milliarden Franken – laut der Finanzdirektorin ist es höchste Zeit für konkrete Massnahmen. Sie erläutert, welche Änderungen im Gesundheitssystem aus ihrer Sicht dringend notwendig wären, um den Kostenanstieg zu bremsen.

Ein ernüchterndes Fazit

Für Brigitte Rorive-Feytmans ist klar: «Wenn sich die Verwaltung des Gesundheitssystems in der Schweiz nicht ändert, müssen wir uns ernsthaft Sorgen um unsere Kinder und Enkelkinder machen». Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: In den letzten Jahren sind die Gesundheitskosten schneller gestiegen als das BIP. Wenn wir dieser Entwicklung nicht entgegenwirken, steht uns eine unsichere Zukunft bevor. Für Brigitte Rorive-Feytmans ist die Situation aber nicht ausweglos. Eine mögliche Lösung wäre die Prävention. Ein besseres Gleichgewicht zwischen Prävention und medizinischer Versorgung würde die Gesundheitskosten deutlich senken, denn Vorbeugen ist günstiger als Heilen. Ausserdem sind Einsparungen möglich, wenn wieder mehr Eigenverantwortung für die Gesundheit übernommen wird – ein grosser Gewinn für alle. Wie also die Prävention fördern, ohne dabei die Qualität der medizinischen Versorgung zu vernachlässigen?

Von «cure» zu «care»

Prävention vor der medizinischen Versorgung – in dieser Hinsicht hat die Schweiz tatsächlich einiges aufzuholen. Die für die Prävention bereitgestellten Budgets sind im Vergleich zu den für die Pflegeleistungen eingesetzten Milliardenbeträgen mehr als gering. Dabei sind Investitionen in die Prävention langfristig weitaus gewinnbringender. Für Brigitte Rorive ist die Zustimmung aller Gesundheitsakteure für das gemeinsame Ziel – die Prävention – Voraussetzung für eine effektivere medizinische Versorgung. Ausserdem würde eine gezielte Prävention mehr Wirkung zeigen als die heute durchgeführten, sehr allgemeinen Kampagnen. Denn ohne konkrete Zielgruppe kann Kommunikation nicht effektiv sein.

Was ist machbar und was nicht?

Ein Blick in andere Länder zeigt, dass intelligent gesteuerte Prävention Wunder wirken kann. Dänemark beispielsweise ist dabei, rund 50 Akutspitäler zu schliessen, ohne damit die Qualität der medizinischen Versorgung zu gefährden. Mit dem so eingesparten Geld reinvestiert das Land in die gemeinschaftliche Pflegeversorgung und in die Prävention. Präventionsmassnahmen klären auf, fördern die Eigenverantwortung der Patienten und unnötige Spitalaufenthalte werden vermieden.

Ein weiteres Beispiel sind die USA. Dort werden der Bevölkerung viele Anwendungen angeboten, um verantwortungsbewusster zu leben und so länger gesund zu bleiben. Natürlich sind diese Systeme nicht eins zu eins auf die Schweiz übertragbar. Wir könnten uns allerdings von ihnen inspirieren lassen; zuerst auf kantonaler und regionaler, dann auf nationaler Ebene, so Brigitte Rorive-Feytmans. Aber ist die Schweiz bereit, ihr Gesundheitssystem grundlegend zu überdenken? Die Debatte ist lanciert.

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