Wie viel Bildschirmzeit ist gut für unsere Kleinen?

12. Juni 2019 | Kommentar(e) |

Tanya Lathion

Wir verbringen durchschnittlich 50 Tage pro Jahr vor dem Bildschirm. Die Technologie hat uns regelrecht überrumpelt. Wir sind in die digitale Welt eingetaucht, ohne unsere Grenzen zu kennen, müssen nun unseren Kindern welche setzen. Aber wo liegt die Grenze zwischen dem heute notwendigen Lernprozess und einer Computerspielsucht?

Neues entdecken – on- und offline

Kinder müssen sich bewegen, sich austoben und neue Dinge ausprobieren. Fast täglich verändert sich ihr Körper; da haben sie natürlich noch nicht alles im Griff. Doch durch körperliche Bewegung entwickeln sie Gleichgewichtssinn, Koordination und motorische Fähigkeiten.

Beim Spielen draussen erkundet das Kind seine Umgebung. Es entdeckt die Natur und stillt seine Neugier mit allen Sinnen. Da kann es auch vorkommen, dass mal dreckige Finger oder sogar ein Regenwurm im Mund landen. So lernt sein Körper Bakterien kennen, was zur Stärkung des Immunsystems beiträgt.

Auch auf einem Bildschirm gibt es viel zu entdecken. Nebenbei entwickeln die Kleinen logisches Denken und ihre Vorstellungskraft. Was wäre unsere Kindheit ohne Disney gewesen? Unter der Aufsicht der Eltern erschliesst sich eine Welt, in der alles möglich ist. Von da zu einer Auseinandersetzung über die Nutzung der neusten App ist es nur noch ein kleiner Schritt.

Mit diesem Rüstzeug stehen Ihrem Kind alle Möglichkeiten offen – ob es nun Webentwickler oder Abenteurer werden will.

Kleiner Computerfreak oder Robinson Crusoe: die richtige Balance

Draussen spielen ist für die Entwicklung eines Kindes sehr wichtig. Aber wie wichtig sind Videospiele? In unserer eigenen Kindheit waren Computer, Tablet oder Spielkonsole noch nicht so verbreitet wie heute oder gar noch nicht vorhanden. Deswegen wissen wir manchmal nicht, wie wir damit umgehen sollen.

Es gibt ein paar Grundregeln für Eltern:

  • Bis zum zweiten Geburtstag sind Bildschirme tabu. Ein Baby sollte das reale Leben wahrnehmen und soziale Beziehungen aufbauen, bevor es mit Bildschirmen in Kontakt kommt.
  • Zwischen zwei und vier Jahren soll ein Kind höchstens eine Stunde täglich vor dem Bildschirm verbringen. Wenn es zu oft blauem Licht ausgesetzt ist, kann sich dies auf die Augen auswirken, da Kleinkinder besonders empfindlich darauf reagieren. Sehstörungen bei Kindern haben in den letzten zwei Jahren stark zugenommen, was vorwiegend mit dem blauen Licht und der Nähe von Fernseher, Computer und Tablet zu den Augen zusammenhängt.

Es ist zwar schädlich, zu früh und zu lange vor dem Bildschirm zu sitzen, doch ein striktes Verbot schliesst das Kind von der digitalisierten Welt aus. Sei es für den Kontakt zu Freunden oder die kognitive Entwicklung: Moderne Kids müssen mit den neuen Technologien umgehen können.

Die goldene Mitte

Für Eltern stellt sich die schwierige Aufgabe, die digitale Welt optimal in das Leben ihrer Kinder zu integrieren. Es braucht das richtige Mass an Bewegung und Ruhe. Auf keinen Fall sollte die Zeit vor dem Bildschirm auf Kosten von Entdeckungstouren draussen oder menschlichem Miteinander gehen. Doch gleichzeitig fördern Videospiele Geschicklichkeit und Denkvermögen. Deshalb ist es wichtig, dass ein Kind sich in jedem Lebensbereich voll entfalten kann, ohne dass ideologische Barrieren errichtet werden.

Eltern sein bringt uns niemand bei: Es ist der anstrengendste, aber auch schönste Job des Lebens. Deshalb geben wir unser Bestes – ohne Anspruch auf Perfektion. Die eigene goldene Mitte zu finden könnte ein Ansatz für die Lösung von Erziehungsproblemen sein.

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