Der Gast des neuen Schuljahrs: Die Laus
27. September 2018 | Kommentar(e) |
Tanya Lathion
Sobald für Kinder die Schule wieder beginnt, schlägt die Zeit des Pesiculus humanus, im Volksmund schlicht Laus genannt. Das 2 bis 4 Millimeter kleine Tierchen hat es auf unsere Haare abgesehen. Wir wollten mehr über seine Lebensweise erfahren und haben deshalb mit einer Laus geredet :)
Herr Laus, was bedeutet der Schulbeginn für Sie?
Das ist der Monat des Umzugs! Einige Leute glauben, dass wir Läuse erst im Herbst erwachen. Das ist ein Irrglaube! Wir sind das ganze Jahr über hier. Zu Beginn der Schule haben wir aber mehr Möglichkeiten, um eine neue Unterkunft zu finden. Die vielen Kontakte zwischen den Kindern mit sauberem und feinem Haar – genauso wie wir es mögen – lassen uns regelmässig unser Zuhause wechseln.
Sobald wir uns gut eingelebt haben, können wir eine grosse Familie gründen.
Wie viele Nissen (Läuseeier) wünschen Sie sich?
So viele wie möglich! In der Tat bin ich in der Lage, fast zwanzig Frauen in Folge zu befruchten – ohne dass ich mich ausruhen muss.
Weibliche Läuse sind ebenfalls sehr produktiv. Sie legen in ihrem 3-4-wöchigen Erwachsenenleben vier bis zehn Nissen pro Tag.
Waren Sie immer schon uneinig mit Ihrem Wirt?
Oft, aber nicht aus den gleichen Gründen wie heute. Die Inuit liebten uns; manchmal sogar ein bisschen zu innig. Sie waren davon überzeugt, dass wir ihnen die Kraft geben, die sie zur Jagd brauchen. Deshalb haben sie uns gegessen. Sogar unsere Verwandten, die auf Robben lebten, haben die Inuit verspeist. Wir hatten nie unsere Ruhe!
Im 18. Jahrhundert hatten wir unser schönstes Quartier unter der Perücke von Ludwig XIV. Damals lebte eine grosse Läusefamilie in Harmonie mit dem König, der uns als Glücksbringer und Heiler vieler Krankheiten betrachtete.
Erst hundert Jahre später, mit der Ankunft der Insektiziden, hat sich unsere Beziehung verschlechtert. Die Tatsache, dass die ärmsten Zweibeiner nicht die Mittel hatten, uns zu töten, förderte das Klischee, dass wir nur da hausen, wo es an Hygiene mangelt. Dieses Vorurteil, das auch heute noch häufig zu hören ist, ist völlig an den Haaren herbeigezogen. Wir suchen immer einen sauberen Lebensraum. Wir hassen Fett.
In welche Immobilien würden Sie nie investieren?
Wie bereits erwähnt, mögen wir kein Fett. Einige Menschen versuchen uns mit Kokos- oder Paraffinöl von den Haaren fernzuhalten. In der Tat können wir uns dann nicht einnisten, weil uns das Atmen schwerfällt. Wir vermeiden auch Boden, der mit einer Weide oder Lavendel verunreinigt ist. Wir hassen diese beiden Pflanzen.
Wir müssen bei der Wahl unseres Lebensraums wachsam sein, denn wenn wir vertrieben werden, geschieht dies nicht durch Gerichtsvollzieher, sondern durch Chemikalien. Glücklicherweise entwickeln wir schnell eine hohe Resistenz gegen diese Insektizide. Aber oft, wenn wir nicht vollständig ausgerottet sind, konsultiert unser Gastgeber einen Apotheker, der ihm ein anderes Mittel gibt, um uns den letzten Schlag zu versetzen.
Wollen Sie noch mit einem Ammenmärchen aufräumen?
Menschen werfen uns oft vor, von einem Kopf zum anderen zu springen. Das ist völlig falsch. Wir können nicht springen oder fliegen. Wenn wir umziehen, dann ist es immer der Mensch selbst, der uns unseren Ausflug ermöglicht.
Ein Kopf mit zusammengebundenem Haar, der seine Mütze oder seinen Schal nicht mit einem Freund tauscht, ist für uns Läuse ein extrem schwieriges Terrain.